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Sonntag, 24. Juli 2011

24.07. Jour du Seigneur: Cuisery–Cuisery (17,48 km) (Réservé convoyeurs de fonds)

„Die Kuh ist einfach ruhiger.“

Heute schon wieder Ruhetag, die Salzdiät schlägt an, meine Welt dreht sich wieder in normalem Tempo. Ich setze beim Frühstück gleich noch ein Ei drauf.

Anschließend längeres Telefonat mit unserem Geburtstagskind, danach erneuter Besuch bei Colruyt, ohne Sonnenbrille sieht's drinnen gleich viel heller aus, wir prüfen gemeinsam das Angebot. Vorne stehen die Crands Crus der Region sowie weitere Spirituosen, die wir noch nie gesehen haben. Die Auswahl ist – Achtung! – beachtlich. In den folgenden Gängen das übliche Sortiment, eher ungewöhnlich scheint uns, dass am Fleischstand zwei Metzger live die Nachfrage befriedigen.

Neben den vielen Dingen, die es bei uns nicht gibt, fällt das Fehlen der bei uns üblichen Brotauswahl auf, außerdem steht zwischen den Batterien von Kellog's-Packungen nur eine verschämt dekorierte Packung Haferflocken. In Deutschland kostet sie in dieser Darreichungsform 25 bis 50 Cent, der Franzose muss 1,24 Euro berappen. Kein Wunder, wenn er lieber zu Schnecken und Froschschenkeln greift.

Wir haben heute das Zimmer wechseln müssen, deshalb schaffen wir Käse und Baguette (wenn das mal keine einseitige Ernährung ist!) in die neuen Räumlichkeiten. Etwas Besseres als Rad fahren fällt uns nicht ein, aber es soll leicht schmecken. Also in Zivil nach Tournus, wo am Geldautomaten extra ein Parkplatz für Geldtransporter frei gehalten wird. Das hält uns natürlich nicht davon ab, beim Patissier ein bisschen was Süßes zu erwerben (vor dem Mittagessen!) und uns mit der Beute auf die Kaimauer zu setzen.

Resteverwertung à la française.
Was man für solche Reste machen muss.

Unten liegen mehrere Kanalboote, oben ist nicht besonders viel los. Das liegt einerseits am Wetter, andererseits daran, dass viele Häuser an der Uferstraße zum Verkauf stehen oder wenigstens darauf warten, neu belebt zu werden.

Fernweh kanalisiert.
Alte Substanz, keine neue Verwendung.

Nach dem Backwerk fahren wir bergauf zurück, schauen uns unterwegs in Lacrost eine Gîte an (leider nicht gerade das, was man sich wünscht) und passieren eine stoisch stehende Rinderherde. Wir überlegen, dass wir mit unseren gelben Hemdchen bei Pferden, Hunden und Katzen wesentlich heftigere Reaktionen hervor gerufen hätten. Aber Mo weiß, woran es liegt: „Die Kuh ist einfach ruhiger.“

Im Zimmer essen wir das bisschen Eingekaufte, dann machen wir Pause vom harten Alltag: Mo schläft, ich erhole mich beim Schreiben. Um sieben fangen wir mit dem Packen an. Und dann wird ja schon wieder aufgetischt: vorneweg Hecht-Terrine bzw. ein Dutzend Schnecken, dann Tournedos de Boeuf gefolgt von flambiertem Epoisses und ein paar zusätzlichen Dessert-Kalorien.

Wir sind jetzt wieder à jour, morgen fahren wir ein Stück gen Norden (komische Routenplanung), um ab Chalon-sur-Saône kurz westlich und dann wieder südwärts abzubiegen. Der nächste längere Aufenthalt ist in der nördlichen Auvergne geplant, ab dort beradeln wir völliges Neuland.

Seien wir gespannt ...

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