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Dienstag, 25. Dezember 2012

10. Juni 2012, der zweiunddreißigste Tag: Orléans–Sully-sur-Loire, 56,01 km

L'important c'est la Regenhose


Zum Frühstück gibt's feinen Schinken und leckere Aprikosen, heute soll's regnen.


Nach etwa halbstündiger Rundfahrt durch die Stadt erreichen wir die Brücke, auf der wir gestern Abend ins Zentrum gekommen waren, sie führt uns direkt zum Anschluss an den Radweg auf der anderen Seite.


Zunächst geht es auf kurviger Sandpiste ein paar Kilometer an der Loire entlang, dann wieder auf einen Deichweg, auf dem wir trotz Gegenwind schnell nach Jargeau kommen. Unterwegs passieren wir das erste gemähte Kornfeld! Heute ist der 10. Juni!!


Die Brücke nach Châteauneuf-sur-Loire, ...

... ein paar Meter weiter erwartet uns Loulou

Auf der anderen Seite, in Saint-Denis-de-l'Hôtel, kaufen wir ein. Vor dem Supermarché spricht uns ein Mann an, der behauptet, er habe 1956 in der Schule Deutsch gelernt. Außerdem behauptet er, im Auto CDs der Amigos und der Flippers zu haben. Ist das eine Falle?

Wir fahren über die Brücke zurück, Mo sucht ein Klo, kaum hat sie ein Plätzchen gefunden, taucht ein drahtiger Rennradler auf und will uns beim Wegfinden helfen. Er stellt sich als kundiger Kenner der Region vor, ich schicke Mo den Hügel runter in die Büsche. Oben weist Monsieur mich ein: Straße, dann Damm, dann über den Fluss nach Châteauneuf-sur-Loire und von dort unbedingt nach Germigny-des-Prés in die karolingische Kirche.

Wo er recht hat, hat er recht: Sie ist wirklich beeindruckend, schlicht und bezeichnet sich Besuchern gegenüber als Site de cult. Gleich rechts neben dem Eingang, in der dunkelsten Ecke des Raumes, steht eine sensationelle alte Holzfigur: ein grob gearbeiteter Schäfer, der das Buch mit dem Titel PAX hochhält.

1400 Jahre Christentum in Frankreich

Die Hand Gottes im byzantinischen Mosaik

Vor der Kirche wartet bereits eine Hochzeits-Gesellschaft (hatten wir nicht gestern erst eine?), mit Blick zum sich stetig verdunkelnden Himmel beschließen wir, den Weg auf der Straße fortzusetzen.

Leider ist der Regen noch schneller als wir, gleich nach der ersten Kurve fallen die ersten Tropfen. Wir stoppen, ziehen Hose, Jacke und Helmüberzug über und glauben, das würde reichen. Der Regen sieht das anders, er schüttet sich aus vor Vergnügen, und bis Saint-Benoît sind wir richtig nass.

Am örtlichen Bus-Wartehäuschen rufen wir das für die nächsten beiden Nächte anvisierte Hotel an. Die Küche klingt sensationell, da bleiben wir gerne einen Tag länger. Die Dame am Telefon macht mich darauf aufmerksam, dass das Restaurant heute geschlossen ist. Voller Enthusiasmus fahren wir die restlichen acht Kilometer im Regen und kommen um kurz vor halb zwei an.

Triste Aussichten: zwei Abende lang kein Essen im Haus

Alle sind nett, im Restaurant tafeln Menschen, denen man ihr Glück ansieht, aber für uns reicht es zeitlich leider nicht mehr zum Mittagessen, und abends ist das Restaurant halt zu. Unsere Idee des zweitägigen Aufenthaltes wird von Madame positiv aufgenommen, morgen ist das Restaurant allerdings auch geschlossen.

Der Patron beruhigt uns, es gibt noch einen Chinesen und einen Italiener im Ort.

Wir duschen, essen Mitgebrachtes und legen uns erstmal hin. Alles ist extrem plüschig und très français. Um sieben gehen wir zum Italiener essen. Er entpuppt sich als hundertprozentiger Franzose, der ein Bistrot mit (relativ) italienischem Flair betreibt, das Café des Arts. Für uns bedeutet das: Salade au Chèvre chaud, Salade de Gésiers, Filet de Sandre sowie Moules et Frites für Monsieur. Das Essen ist absolut OK, aber der Gedanke daran, was wir im Hotel verpassen, trübt die Stimmung.

Zurück im Hotel funktioniert plötzlich das Internet, so dass wir mit Junior skypen können. Dafür gibt's keinen Fußball im TV.

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