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Montag, 31. Dezember 2012

12. Juni 2012, der vierunddreißigste Tag: Ruhetag in Sancerre

Zwanzig Gänge himmelwärts


Direkt nach dem Aufwachen der Griff zum Telefon, Zimmer prolongiert, wieder umgedreht, spät aufgestanden. Dusche in der Dusche, Frühstück im Zimmer und anschließend wissen wir nicht, was wir nun machen sollen. Machen wir doch einen Bummel durch die Stadt, bevor der Regen losgeht.


Fern fließt der Fluss, wir sind dem Himmel nah


An vielen Stellen lässt sich die Aussicht genießen, wir besuchen die alte Kirche, kaufen beim Affineur ein bisschen Crottin de Chavignol fürs Mittagessen und bestaunen die mal besser und öfter mal schlechter erhaltenen Gemäuer in den verwinkelten Gassen.


Ab halb zwölf arbeiten wir ein bisschen in der Bar (kein Scherz, da gibt's eine stabile Internet-Verbindung und Tische, an denen man wirklich arbeiten kann), um halb eins ziehen wir uns zum Essen auf unser Zimmer zurück.


Wir wollen unbedingt nochmal raus, bevor der Regen losgeht.


Triste Perspektiven ...

... wechseln mit romantischen Ecken ...

... und Tante-Emma-Läden, in denen die Zeit stehengeblieben scheint

Nach dem Essen schreibe ich bis drei, Madame schläft und lässt sich erst durch die Aussicht auf einen Café mit Törtchen zum Aufstehen bewegen. Unterwegs loben wir den vormittags gekauften und inzwischen verputzten Käse. Die Verkäuferin lacht und erklärt uns, dass wir im Supermarkt halt nur den abgepackten Mist bekommen, während sie nach eigenen Vorstellungen affinierte Leckereien feilbietet.


Wo sie recht hat, hat sie recht. Wir gehen zurück zum Hotel und arbeiten noch zwei Stunden in der Bar. Unterwegs beeilen wir uns, damit wir im Hotel sind, bevor der Regen losgeht, vergessen aber nicht, einen Tisch für den Abend zu reservieren.


Place du Beffroi – hinten das älteste Haus, rechts die älteste Kirche Sancerres

Um Viertel vor acht zum Essen ins La Tour. Dort gibt es in feinem Ambiente eine sehenswerte Karte, die u.a. ein Degustationsmenu offeriert, das meiner Gattin deutlich zu teuer ist. Also bestelle ich es zweimal mit Weinbegleitung.

Die dieser Eigenmächtigkeit folgende, erregte Diskussion flacht nach dem Mise en bouche ab, nach der cremigen Gurkenkaltschale mit Langostinos ist sie beendet und die frisch gebratene Foie gras in Hibiskusbrühe wird ebenso wohlwollend aufgenommen wie die Lotte mit Speck, das iberische Schwein und die fünf weiteren Tellerchen, deren Inhalte ich nicht beschreiben kann.

Inklusive Apéritif, Wein und Café zahlen wir am Ende nur etwas mehr als das Doppelte dessen, was wir gestern Abend bei Alphonse für drei Gänge berappen durften. Und Madame guckt beim Verlassen des Hauses als wär' sie dem Himmel so nah.

Und natürlich der älteste Eisenwarenladen

Es ist spät geworden, wir müssen sehen, dass wir zurück kommen, bevor der Regen losgeht. Um zwanzig nach elf sind wir am Hotel, es ist geschlossen, und wir haben den Code vergessen.

Gottseidank steht noch eine Gästin in der dunklen Halle, die uns reinlässt und sehr clever aushorcht (da könnte ja jeder kommen!). Nach Französisch und Englisch einigen wir uns auf Deutsch, denn sie kommt aus Hamburg, ist seit 40 Jahren mit einem Engländer verheiratet und lebt jetzt in den Hautes-Pyrénnes.

Derzeit sind sie mit Freunden zum Weinkaufen hier. Und natürlich, um die vergesslichen Dödel aus der Heimat ins Hotel zu lassen.

Wir gehen schlafen, bevor der Regen losgeht.

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