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Donnerstag, 9. Mai 2013

8. Mai 2013 – Regensburg & Rückfahrt, 22,98 km

Die Bahn macht mobil

Was macht man morgens in einer fremden Stadt? Richtig: frühstücken.

Anschließend gehen wir gegenüber in den Dom, wo uns das Bronzedenkmal für Fürstbischof Kardinal Philipp Wilhelm das kirchliche Verständnis von der Verbindung von Staat und Kirche erläutert. Im nördlichen Seitenschiff verstehen wir spontan den Michaelsaltar und erfreuen uns an den weiblichen Figuren der Verkündigungsgruppe an den Vierungspfeilern.

Strahlt wie eh und je: Glasmalerei aus dem Mittelalter.

Auf der einen Seite steht eine eher zurückhaltende Maria, ihr gegenüber der „lachende Engel“. Warum er lacht, kann sich jede/r selbst überlegen, wir entscheiden uns für die Variante, dass er herzlich darüber lacht, dass die Geschichte von Marias unbefleckter Empfängnis bei so vielen Menschen unwidersprochen durchgeht.

Vom Dom gehen wir durch die Straßen und Gassen der Stadt, hinunter zur Donau und der bereits um halb elf gut besuchten Wurstküche am Ufer. Am Denkmal des Don Juan d'Austria macht gerade eine von vielen Stadtführungen Halt, kaum gehen die Teilnehmer weiter, schiebt eine ca. 15-köpfige Gruppe äußerst determinierter, grauhaariger Donauradler die Straße hinunter. Die Erste der Gruppe schreit das Denkmal an: „Was soll denn das nun wieder?!“

Mo denkt daran, dass wir (nicht nur) diesen Pulk unterwegs überholen müssten und findet es nun noch richtiger, dass wir nach Hause fahren.

Kleine Gassen, ...
... große Höfe.
Schneller Fluss, ...
... Entschleunigung bei Bratwurst und Weißbier.

Die Punks, die gestern noch im klassizistischen Mittelteil der Kaufhof-Fassade lagerten, haben den Geschäftsbetrieb zur Mittagszeit noch nicht wieder aufgenommen. Wir entdecken in der Nähe ein neu eröffnetes Kochhaus, stöbern durch die Angebote und probieren schnell noch die beiden Tagessuppen.


Es hat sich nichts geändert – je höher der Turm, desto reicher der Erbauer.

So langsam wird's aber doch Zeit, ans Weiterkommen zu denken. Wir gehen zurück zum Hotel, holen Taschen und Räder und fahren rüber zum Bahnhof. Das Bayernticket plus Radkarte kostet 36 Euro, wir wollen bis Kitzingen fahren und die restlichen 20 Kilometer wieder mit Muskelkraft bewältigen.

Auf Wiedersehen, Herr Hartmann!

Der Zug kommt pünktlich, mit uns warten sechs andere Radler, fast alle stehen strategisch ungünstig und müssen zum Radabteil spurten. Wir kommen gut rein, finden einen Sitzplatz und erfreuen uns an einem Pärchen aus Leutershausen (zumindest deutet ihr Trikot darauf hin), das mit leeren Taschen nach Hause kommen will und deshalb ausgiebig brotzeitet.

Der Übergang in Nürnberg klappt gut, unser Anschlusszug wird leider mit zehn Minuten Verspätung angekündigt, er schafft fünfzehn. Der Bahnsteig ist gut gefüllt, die Wagen werden proppenvoll, wir finden für ein Fahrrad Platz im Durchgang, Mo steht auf der Plattform. Entweder versperrt sie die Türen oder den Gang, oder den Zutritt zur Toilette.

Ein Problem mit der Türsicherung hält den Zug weiter auf, mehr Menschen steigen zu, wir verlassen Nürnberg mit 25 Minuten Verspätung. Auf der Plattform kommen zwei junge Männer ins Gespräch über Verkehrsunfälle, Wasserleichen und – natürlich! – die so genannten „Personenschäden“ auf Bahnstrecken. Wichtigste Erkenntnis des Gesprächs: „Das Schlimmste ist das Blut auf den Bremsen – das stinkt!“

Mo stinkt's ebenfalls gewaltig, speziell, weil der Zug die Verspätung kontinuierlich ausbaut. Bei Neustadt schlägt sie vor, dass wir schon in Markt Bibart aussteigen und von dort zurück fahren sollten.

Das Beste zum Schluss: 23 Kilometer Schönwetterfahren.

Eine ausgesprochen gute Idee, denn wir fahren nur drei Kilometer mehr mit dem Rad, können aber knapp fünfzehn Minuten früher aussteigen. Und die Strecke, die wir bisher nur in der Gegenrichtung gefahren sind, entpuppt sich auch umgekehrt als sensationell. Ein paar Hügel müssen wir überwinden, dann kommt die Abfahrt nach Castell: Ich schaffe 60 km/h, Madame bringt es auf fast 62 und schreit am Ende: „Ein Traum!“

Und das ist doch ein schöner Abschluss für die Tour.

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