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Donnerstag, 31. Januar 2013

14. Juni 2012, der sechsunddreißigste Tag: Decize–Saligny-sur-Roudon, 80,47 km

„It doesn't convince the wife.“

Frühstück im Zimmer, anschließend packen, Treppe runter, zahlen. Unten stolpern wir mit unseren über die Taschen des  Pärchens, das gestern Abend unseren Nachbartisch bevölkerte. Wie sich herausstellt, sind es Australier, die für acht Wochen zum Radfahren nach Europa gekommen sind.

Nein, da biegen wir jetzt nicht ab, das ist Decize, da kommen wir her

Wir quatschen ein bisschen, wünschen einander gute Weiterfahrt, und fahren um kurz vor neun los. Der Weg durch Decize ist schwerer zu finden als es der Blick auf unsere Karte vermuten ließ. Wir finden noch einen Lidl, und direkt nach uns rollen auch die Australier ein, was er mit der Bemerkung „Great minds think alike“ kommentiert.

Vor dem Laden machen wir ordentlich Rollenverhalten:

Die Mädels gehen einkaufen, die Jungs reden über Technik, in diesem Fall über sein Garmin GPS System, das alle Karten und Funktionen dieser Welt in sich vereint und absolut zuverlässig jede Wegbiegung kennt, aber eines trotzdem nicht schafft – siehe oben.

Hier geht's so fix voran, ...

... dass man schnell mal die Abfahrt verpasst

Wir fahren als erste los und sind die nächsten Kilometer am Kanal so schnell unterwegs, dass wir die richtige Abfahrt verpassen. So produzieren wir einen Umweg von sechs hügeligen Kilometern, bevor wir in Saint-Hilaire-Fontaine wieder auf den rechten Weg stoßen. Ein Stück hinter Cronat nehmen wir uns Zeit fürs Mittagessen, wir haben inzwischen fast 50 Kilometer hinter uns.

So, so, hier fahren also die Buckligen los?!

Der Weg nach Bourbon-Lancy führt von Hügel zu Hügel. In der Stadt angekommen, fahren wir hinunter zum Plan d'eau und entscheiden uns dort für die kürzere von zwei Alternativen in Richtung Digoin.

Um zweieinhalb Kilometer zu sparen, quälen wir uns einen langen, kurvigen Anstieg hinauf und stellen oben fest, dass wir die falsche Entscheidung getroffen haben – wir sind im Ortszentrum. Wenigstens ist der Ort ansehnlich (hier könnte unser kleines P lernen, wie man Mittelalter präsentiert bzw. wie Mittelalter tatsächlich aussieht), und es gibt dünnen Kaffee für zwei Euro zwanzig.

Schön alt ...

... und schön halt

Nun müssen wir den Anschluss an die D979 finden. Das ist nicht leicht, klappt am Ende aber doch, und wir finden sogar den Radweg, der uns an den Abzweig nach Diou führt. Entlang des Kanals nehmen wir die letzten sechs Kilometer in Angriff, an der Brücke von Pierrefitte gibt's für jeden noch einen 200-Kalorien-Stein, dann geht es die letzten Hügel hinauf zur Pferde-Farm.

Heute geht es viel entspannter aufwärts als beim letzten Mal. Liegt das nun an den Steinen, den inzwischen zurückgelegten Kilometern oder daran, dass uns die Hügel mental nicht mehr überraschen?

Links der werdende Vater, rechts die später gebärende Mutter

Auf der Weide vor dem Haus steht eine hochschwangere Stute, die Bewegung möglichst vermeidet, rundum sind einige Hengste in Isolationshaft. Die Hunde begrüßen uns, sonst ist niemand zu sehen.

Die Damen sind im Stall, außer uns ist bereits eine weitere Freundin angekommen, es stehen ungewöhnlich viele Pferde in den Boxen – z.B. eine Dreijährige, die nach einem Schlangenbiss gepflegt werden muss, der sich zu einem großen Abszess links und rechts der Kuppe ausgeweitet hat (nein, sowas fotografieren wir nicht).

Wir kriegen erstmal einen Panaché, werden dann auf die in der Nacht erwartete Niederkunft eingestimmt und zum Duschen geschickt. Nach dem Abendessen schalten unsere Gastgeberinnen den Monitor der Stallüberwachung ein, und alle gehen schlafen. Um halb vier wecken sie Mo, die unbedingt bei der Geburt dabei sein will.

Und die Sonne kommt auch schon mal nieder