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Dienstag, 26. September 2017

Zwei alte Rechnungen (mehr oder weniger)

21. September 2017: Seit dem Abbruch der letzten Tour haben wir gleich zwei mehr oder weniger gute Gründe für diese Tour: Einerseits fehlt ja noch der Tour-Abschluss von Heidelberg nach P, andererseits hat Mo mit dem Weg von Amorbach nach Eberbach noch eine etwa 20 Jahre alte Rechnung offen. Damals war ihr das neue Fahrrad zu neu, der Weg zu anstrengend, die Abfahrt nach Eberbach zu steil und überhaupt alles nicht recht.

Also schauen wir jetzt einfach mal, ob sich an diesen Eindrücken nach 20 Jahren etwas geändert hat.

Anfangs haben wir nur ein diffuses Bild von dem, was uns die nächsten Tage erwartet



Die Fahrt beginnt der Jahreszeit entsprechend mit Kälte und Nebel. Das finden wir in Ordnung, denn so war es prognostiziert und darauf haben wir uns vorbereitet. Mit mehreren Schichten Kleidung zum Wärmen und langsamen Ausziehen, falls auch die Prognosen zum sonnigen Nachmittag wahr werden.

19 Kilometer bis Kitzingen, dann auf dem Mainradweg weiter in Richtung Westen. Der erste Hit des Tages ereilt uns kurz vor Ochsenfurt:

Junge Mutter mit ebenso jungem Nachwuchs und Nabelschnur

Rechts des Weges steht eine Kuh auf der Weide und hat den Kopf zum Fressen gesenkt. Dazu gibt sie Töne von sich, die Kühe normalerweise nicht beim Fressen von sich geben. Es hört sich an wie ein Blasinstrument, ich schaue etwas genauer hin und sehe, dass sie nicht frisst, sondern ein Kalb abschleckt, das die Bezeichnung „Neugeborenes“ wirklich verdient.

Die Mutter lässt sich von uns nicht irritieren, wir opfern ihr wertvolle Reisezeit, alle glücklich.

Gegen halb eins machen wir kurz vor Zellingen Mittagspause, danach geht's links weg vom Radweg, über Billingshausen und Birkenfeld nach Marktheidenfeld. Die St 2299 geht mal langsam, aber stetig die Hügel hoch, mal eher abrupt und etwas hochprozentiger. Dafür sparen wir etwa 25 Kilometer auf dem Weg nach Wertheim und werden in der Höhe mit feinsten Ausblicken belohnt.

Belohnung nach strammem Aufstieg

In Marktheidenfeld stoppen wir für einen Caffè bei „La Gondola“. Es hat inzwischen einen Facebook-Account, und erfreulicherweise ist der Espresso besso als das Eis, das wir vor einiger Zeit hier probiert hatten.

Während wir so sitzen, kommt ein (noch) älteres Pärchen seine Räder schiebend übers Pflaster. Er fragt den Kellner auf Englisch, ob's auch Bier hätte. Der bejaht, man nimmt Platz, es ist 14.11 Uhr. Ich denke mir „anything goes“, ziehe mich neben den Tischen um, danach geht's weiter.

Prognose erfüllt: Spitzen-Wetter ab 13 Uhr

Glück gehabt – wir fahren, die A3 steht

Kurz hinter Bettingen dann das Downlight des Tages: Wir fahren mit normalem Tempo aus einem kurvenreichen Stück des Weges, schon wieder ein noch älteres Pärchen, diesmal ebenfalls auf Rädern. Er fährt vorn auf einem e-motorisierten Dreirad, sie hinter ihm. Er sieht mich, weiß nicht, was er tun soll, und tut das Falsche. Er hört auf zu treten, wackelt mit dem Vorderrad herum und bekommt dadurch von seinem Motor einen deutlichen Schub nach links, der ihn samt Dreirad in meine Richtung umwirft.

Ich habe Glück und komme gerade noch weg, er stürzt und bleibt liegen. Trotz der Hilfe von drei Personen ist der Mann kaum in der Lage, aufzustehen, geschweige denn den Weg zu einer nahen Bank zu bewältigen. Irgendwie schaffen wir es dann doch, räumen die Räder aus dem Weg und weisen jede Schuld von mir. Gottseidank sieht das seine Frau ähnlich, sie hatte ihn schon ein Stück des Weges vorher vergeblich gebeten, eine Pause einzulegen.

Es sieht so aus, als wäre ihm nichts passiert.

Rückblickend ein wunderbarer Tag

In der Bäckerei bei Urphar gibt's noch zwei Stückchen und eine Tasse Kaffee (2x naja), dann die letzten sechs Kilometer nach Wertheim, wo wir Punkt 16 Uhr nach 114 Kilometer am Hotel ankommen.

Heute Abend geht's in den Goldenen Adler, Kalorien auffüllen.

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