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Sonntag, 22. April 2018

Hochzeitsreise 2018 - viele Autos, viel Staub, kein Schiff, kein Kellner

18. April 2018 - seit über 30 Jahren waren wir nicht mehr auf Hochzeitsreise. Da aber am nächsten Montag das Kind heiratet und wir eingeladen sind, müssen wir irgendwie hinkommen. Da die Ehe eine mehr oder minder ausgewogene Melange von Freude und Entbehrung ist, setzen wir dieses Prinzip schon in der Anfahrt um: Wir fahren mit dem Rad.

(Nicht nur) Für diese Reise haben wir unsere Räder generalüberholen lassen: neue Lenker, neue Ritzelpakete, neue Ketten und neue Kettenblätter. Die Schaltung ist jetzt etwas freundlicher zum Fahrer, leider funktioniert sie (noch) nicht wie gewünscht. Auf dem Weg nach Schlüsselfeld fällt wechselnden Beteiligten insgesamt vier Mal die Kette runter. Wir lernen langsam, dass wir anders als gewohnt schalten müssen. Danach geht es.

Irgendwie ist es wie in einer Ehe: Entweder wir gewöhnen uns in den nächsten Tagen aneinander oder wir werden einiges neu justieren müssen.

Da unsere Strecke parallel zur A3 verläuft, sehen wir - nicht ohne eine gewisse Schadenfreude - dass es auf der Autobahn nicht recht vorwärts geht. Um unsere Freude etwas zu dämpfen, kommt die A3 kurz hinter Schlüsselfeld zu uns rüber. Ab der Ausfahrt Attelsdorf verlegen von Terminen dominierte Lkw und von ihrer eigenen Wichtigkeit angetriebene SUV-Fahrer die A3 auf die ST2260 und brettern neben uns her.

Das ist nicht ungefährlich (für uns) und beschäftigt uns auf den nächsten knapp zehn Kilometern. Bei Mühlhausen ergießt sich der Schwall gehetzter PS-Könige nach rechts, zurück auf die Autobahn.

Wir fahren weiter in Richtung Hirschaid, wo wir gegen elf auf den Main-Donau-Kanal stoßen. Die Strecke kennen wir aus dem Jahr 2013, als wir sie bereits einmal gen Regensburg absolvierten. Diesmal haben wir auch neue Navigationstechnik am Lenker und können die alte Strecke quasi in Echtzeit nachfahren. Einfach ist auch das nicht, denn bei neuer Technik macht der Fahrer neue Fehler.

Ich z.B. verstehe erst etwa auf Höhe von Herrnsdorf, dass ich am Gerät zwei Mal drücken muss, um zwei Funktionen parallel zu aktivieren: Streckenanzeige und Aktivitätsaufzeichnung. So gehen mir die ersten 38 km „verloren“, aber wenigstens funktioniert es danach.


Kanal leer. Wie immer.
Achtung! Absturzkante!

Am Kanal ziehen wir die wärmeren Kleidungsstücke aus, danach geht es südwärts. Kurz hinter Forchheim verlangt die Gattin Mittagessen (so läuft das nämlich mit den Versorgungsansprüchen in der Ehe), erst danach ist sie zur Weiterfahrt bereit. Wir fahren an Baiersdorf, Möhrendorf und Erlangen vorbei und erreichen gegen 14 Uhr Hüttendorf, wo wir anno 2013 Station gemacht hatten.

Am bekannten Ort ist heute Ruhetag, die Chefin bietet uns zwar ein Zimmer an, aber Essen gibt es keins. Da erwacht der Gattin rebellischer Geist, sie will weiter fahren. Also zurück an den langweiligen Kanal und weiter in Richtung Fürth. Gegen 15 Uhr eine längere SMS-Beschäftigung mit dem Gatten in spe (die Betroffenen wissen ja nicht, was wir tun) sowie einen Rocher von Suchard zur Motivation. Danach weiter in Richtung Zirndorf. Dort gibt es Unterkünfte, dort pulsiert das Leben.

Die Rasen-Mäher

Nach mühsamer Fahrt bergauf und rasanter Fahrt bergab (durch einen für Radfahrer gesperrten Tunnel) erreichen wir das Ortszentrum, wo wir im Gasthof Pension Bub ein Plätzchen für die Nacht ergattern. Statt des Doppelzimmers, das auf booking.com als Tagesschnäppchen zum Preis von 119 Euro offeriert wird, bekommen wir ein kleines Appartement zum Preis von 77 Euro inkl. Frühstück. Die Lage ist ideal: ebenerdig mit ausreichen Platz für uns und unsere Schatzis.

Aus der Bleibe der Blick aufs alte Zirndorf

Wir sind früh dran, haben entsprechend viel Zeit für Körperpflege und Kompensation der körperlichen Belastung (vulgo: hinlegen, schlafen) bzw. zur weiteren Auseinandersetzung mit der nach wie vor unvertrauten Technik. Außerdem lässt sich endlich auch ein Kundenproblem lösen, das im Laufe des Tages aufgetreten war und bei allen an der Sache Beteiligten Verständnislosigkeit ausgelöst hatte. Als Grund stellte sich die Qualitätssicherung einer Internetplattform heraus, die an zwei Stellen eines Vorgangs Fehler integriert hatte, die sich niemand sonst hätte ausdenken können.

Vor dem Abendessen gibt’s noch eine längere Diskussion mit dem Junior zum Thema Wahl von Steuerklassen. Er hat das Prinzip der Zugewinngemeinschaft Ehe noch nicht verinnerlicht, denkt beim Geld immer noch, jede/r hätte seines/ihres.

Wir versuchen es zuerst beim „Goldenen Löwen“ im Biergarten. Leider kommt kein Kellner, und auch die Tische rundum sehen chronisch unterversorgt aus. Da wollen wir nicht stören und gehen lieber zum „Kleinen Griechen“, wo uns die Kellnerin schon im Vorübergehen freundlich zu- und einwinkt. Die Atmosphäre ist gut, das Essen ebenfalls. Wir bleiben, bis alles aufgegessen und ausgetrunken ist.

Abwesender Kellner, unbewirtete Gäste

Auf dem Heimweg noch ein paar Kugeln Eis und der örtlichen Jugend beim Langweilen zugeschaut. Im Appartement noch ein bisschen dem ebenfalls langweiligen Pokal-Halbfinale zwischen S04 und SGE beigewohnt, um Viertel nach zehn im Bett.

Hundert Kilometer arm an Höhepunkten

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